Scham – der unsichtbare Wächter unserer inneren Welt
Scham ist leise.
Sie versteckt sich.
Und doch beeinflusst sie so vieles in unserem Leben.
Scham ist eine der kraftvollsten, aber auch lähmendsten Emotionen, die wir Menschen kennen. Sie zieht sich wie ein feines Netz durch unsere Biografie – oft unbewusst. Wir schämen uns für unseren Körper, unsere Bedürfnisse, unsere Geschichte, unsere Stimme, unsere Wut, unsere Freude. Fürs Fühlen. Fürs Nicht-Fühlen. Fürs Sein.
Was ist Scham eigentlich?
Aus psychologischer Sicht ist Scham eine soziale Emotion. Sie entsteht, wenn wir befürchten, gegen gesellschaftliche oder persönliche Normen zu verstoßen – wenn wir glauben, nicht genug zu sein. Nicht gut genug. Nicht stark genug. Nicht schön genug. Nicht spirituell genug. Scham stellt unser Selbst infrage. Sie wirkt auf das, was wir sind – nicht nur auf das, was wir tun. Der Körper reagiert mit Hitze, Enge, Wegschauen. Am liebsten würden wir im Boden versinken.
Meine Geschichte mit Scham
Ich habe mich für alles geschämt.
Für das, was ich gesagt habe.
Für das, was ich nicht gesagt habe.
Für falsch geschriebene Wörter. Für meine Meinung. Für mein Sein.
Es war, als würde ich permanent einen Spiegel vorgehalten bekommen – und mich selbst darin nicht sehen wollen.
Meine Strategie? Unsichtbar sein.
Nicht auffallen. Nicht stören. Nicht zeigen.
Ich habe mich zurückgenommen, klein gemacht, angepasst. Und irgendwann selbst nicht mehr gespürt, wer ich eigentlich bin – unter all den Schichten von Selbstzensur.
Aber irgendwann kam der Moment, an dem ich gespürt habe:
So kann es nicht weitergehen.
Ich will nicht länger ein Leben führen, das von Angst und Scham gesteuert wird. Ich will frei sein. Echt. Sichtbar.
Und dieser Weg begann mit einem Satz:
„Ich darf da sein – genau so, wie ich bin.“
Embodiment & Scham: Was passiert im Körper?
In der Körperarbeit begegnet mir Scham häufig. Sie macht sich klein. Rollt sich zusammen. Zieht sich zurück. Und genau dort liegt die Chance: Wenn wir Scham im Körper bewusst wahrnehmen, bekommt sie einen Ausdruck. Nicht um uns zu quälen – sondern um uns zu befreien.
Scham will gehört werden. Sie zeigt, wo wir Masken tragen. Wo wir uns anpassen. Wo wir uns selbst verloren haben.
Spirituelle Perspektive: Scham als Tor zur Authentizität
In vielen Traditionen ist Scham ein Hinweis: Sie zeigt uns, wo ein innerer Anteil nach Heilung ruft. Wenn wir der Scham mit Mitgefühl begegnen, kann sie sich wandeln. Dann ist sie kein Hindernis mehr, sondern ein Kompass – zurück zu unserem wahren Selbst.
Denn unter der Scham liegt oft ein Schatz:
Die Sehnsucht nach Verbundenheit, nach Echtheit, nach Freiheit.
Reflexionsfragen für dich:
Wofür hast du dich in deinem Leben oft geschämt – und warum?
Wie fühlt sich Scham in deinem Körper an?
Was würde sich verändern, wenn du dieser Scham einen sicheren Raum gibst?
Welche innere Stimme darf heute gehört werden?
Du bist nicht falsch.
Du bist nicht zu viel.
Du bist genau richtig – auch mit deiner Scham.
Und manchmal beginnt Heilung genau dort, wo wir den Mut finden, hinzuschauen.
Podcast-Empfehlung: Lass uns gemeinsam tiefer gehen
In meiner aktuellen Podcastfolge spreche ich ganz offen über meine Geschichte mit Scham – und wie du einen heilsamen Umgang mit ihr finden kannst. Mit Wissen, Gefühl, Embodiment und praktischen Tools für dein Leben.
🎧 Hier geht’s zur Folge
https://open.spotify.com/episode/73lkpYZIkb8fa4ZSqS0Q3m?si=8d4296b080674d6b